Einige Menschen tragen scheinbar einen unsichtbaren Schutzschild mit sich. Nach Misserfolgen, Konflikten oder Lebenskrisen, wie den Verlust eines Menschen durch Trennung, Trauer oder das Verlieren einer Arbeitsstelle, Unfälle oder sogar traumatische Erfahrungen, rappeln sie sich kurz darauf wieder auf. Wo andere Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Angsterkrankungen entwickeln, bleiben sie gesund. Psychologen bezeichnen diese Menschen als resilient. Resilienz ist in der Psychologie die seelische Widerstandskraft, also die Fähigkeit Lebenskrisen und andere Extremsituationen durchzustehen, ohne einen Schaden an der Seele zu nehmen (Warner, 2019).

Dabei kommt der Begriff Resilienz eigentlich aus der Werkstoffphysik. Dort werden flexible Materialien, die nach Einwirkung einer Kraft von außen wieder ihre Ausgangsform annehmen, als resilient bezeichnet.

Aber was unterscheidet resiliente Menschen von nicht resilienten Menschen?

Resiliente Menschen haben bestimmte Eigenschaften, die ihre psychische Widerstandskraft definieren. In den psychologischen Modellen zur Resilienz werden verschiedene Faktoren benannt, die in Abhängigkeit Ihrer Ausprägung in unserem Denken und Handeln unsere Resilienz bestimmen. Es ist noch nicht abschließend erforscht, ob es für alle Menschen dieselben Faktoren sind, die unsere seelische Widerstandskraft beeinflussen, oder ob verschiedene Faktoren in ihrer Bedeutung für unsere Resilienz gleichbedeutend nebeneinanderstehen können. Nicht an allen Faktoren, die in der Literatur diskutiert werden, kann man als Erwachsener arbeiten. In unserem Resilienz-Coach verwenden wir jedoch Übungen zu Faktoren, die häufig genannt werden und die man durch Übungen stärken kann.

Die Faktoren der Resilienz

 

  1. Selbstwahrnehmung
    Die Fähigkeit die eigenen Emotionen und Gedanken wahrzunehmen, diese zu reflektieren und in Bezug auf sich selbst einzuordnen.
  1. Emotionssteuerung
    Bei der Emotionssteuerung geht es darum die eigenen Gefühlszustände selbstständig regulieren zu können. Dazu gehören u.a. Strategien zur Selbstberuhigung und Handlungsalternativen, wenn einem die eigenen Gefühle über den Kopf wachsen.
  1. Optimismus
    Optimistische Menschen haben auch in schwierigen Situationen eine positive Perspektive. Sie glauben daran, dass sich die Situation für sie ins positive verändert.
  1. Selbstwirksamkeit
    Die Überzeugung mit den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft heraus erfolgreich bewältigen zu können (Bandura, 1977).
  1. Umgang mit Stress
    Stressige Situationen dahingehend bewerten zu können, ob sie für einen selbst zu bewältigen sind, fördert die Resilienz. Erlernte Bewältigungsstrategien und Handlungsweisen einen kühlen Kopf zu bewahren und stressige Situationen zu sortieren, helfen damit umzugehen.
  1. Problemlösen
    Beim Problemlösen geht es darum Lösungsstrategien für Probleme zu kennen, Lösungsstrategien zu entwickeln und diese direkt anzugehen. Diese Fähigkeiten lassen Probleme in ihrer Bedeutung geringer erscheinen, da sie für einen selbst lösbar sind.
  1. Selbstbestimmung / Soziale Kompetenz
    Wer sein Leben selbstbestimmt gestalten kann, kann auch schwierige Situationen und Krisen gestalten. Selbstbestimmung ist ein elementarer Bestandteil psychischer Gesundheit. Ebenso wichtig ist es, Menschen im eigenen sozialen Netzwerk zu haben, die mit einem offenen Ohr Unterstützung leisten und Rückhalt geben.

Resilienz ist keine Abhärtung!

Die Ausprägung dieser Faktoren wird in der Entwicklung unserer Kindheit bestimmt. Dennoch ist es möglich, auch als Erwachsener an den o.g. Faktoren und damit an seiner seelischen Widerstandskraft zu arbeiten.

Es ist jedoch elementar wichtig, Resilienz nicht als Abhärtung zu verstehen, wie es häufig im beruflichen Kontext verstanden wird. Es geht also nicht darum länger durchzuhalten, sich nichts anmerken zu lassen, Probleme alleine zu lösen oder noch mehr zu machen, als man ohnehin schon macht. Das würde uns auch ziemlich schnell überfordern. Bei der Resilienz geht es um Erholung und darum, Denk- und Handlungsstrategien anzuwenden, die unsere Seele entlasten.

 

In unserem Resilienz-Coach findest du 52 Übungen und Wochenreflexionen, mit denen wir über ein ganzes Jahr lang deine Resilienz stärken.

 Quellen:

Bandura, A. (1977). Self-efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. Psychological Review, 84, 191-215.

Warner, L. (2019). Resilienz. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 17.11.2019, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/resilienz-1/